Plastikmüll: eine Bedrohung für Umwelt und Gesundheit & wie du sie bekämpfst - mit Plastikfrei Tipps & Adressen in Wien.

Heute in deinem Mojito - morgen im Magen eines Wals. Für 5 Minuten in deiner Pina Colada, für immer im Meer. Für den Einzelnen ist es "nur der eine Strohhalm", bei 8 Mrd. wird diese Einstellung für die Erde zur Katastrophe. 

Plastik ist eines der aktuellsten und größten Probleme, die unsere Umwelt und v.a. die Weltmeere bedrohen. Jeder Einzelne von uns trägt dazu bei: durch Verpackungen unserer Kosmetik, Lebensmittel, Haushaltsartikel und Mikroplastik in unserer Kleidung. 

Hier erfährst du mehr über das Plastikproblem und findest Tipps und Adressen in Wien, um Plastik im Alltag zu reduzieren und die Welt ein Stückchen sauberer zu machen. 

Plastik - wo ist das Problem? 

Tonnenweise Plastikmüll: 

8,3 Mrd. Tonnen Plastik wurden zwischen 1950 und 2015 weltweit hergestellt – das ergibt ca. 1 Tonne pro Kopf der Weltbevölkerung. Die Hälfte ist in den letzten 13 Jahren entstanden. Nur 9 % davon wurden recycelt, 12 % verbrannt und 79 % landeten entweder auf Mülldeponien oder in der Umwelt. 

Plastik Irgendwo im Nirgendwo 

Sogar an den abgelegensten Orte der Erde findet sich Plastikmüll – in der Arktis, auf unseren Gletschern und im Marianengraben – dem tiefsten Punkt der Ozeane.

Ein Gefahr für unsere Ozeane 

Wenn wir so weitermachen wie bisher, schwimmt 2050 mehr Plastik im Meer als Fische. 9 riesige Plastikinseln gibt es mittlerweile in unseren Ozeanen. Der Nordpazifische Müllstrudel ist ca. 19 mal so groß wie Österreich. 100.000 Meeressäuger und 1 Mio. Meeresvögel sterben weltweit jährlich durch Plastik weil sie sich entweder verletzen oder Plastik für Nahrung halten und in Folge verhungern.  

Mikroplastik – unsichtbare Gefahr

Plastikverpackungen, die in der Umwelt landen, brauchen mehr als 450 Jahre um sich zu zersetzen. Aber selbst wenn nach dieser Zeit, das Plastik mit dem Auge nicht mehr sichtbar ist, bleiben Mikroplastik-Teilchen für immer in der Umwelt. Vielen Kosmetik-Produkten wird in der Herstellung bewusst Mikroplastik zugeführt. Weil diese zu klein für Filteranlagen sind, gelangen sie letztendlich ins Meer. Genauso wie Mikroplastik, das sich beim Waschen aus synthetischer Kleidung löst. 

Gesundheitsrisiken von Plastik 

Bei der Herstellung von (Mikro-)Plastik werden Chemikalien oder Weichmacher verwendet, die dem Plastik eine bestimmte Eigenschaft geben, wie z.B. Biegsamkeit. Viele dieser Chemikalien können hormonell wirksam sein und das Immunsystem sowie die Fortpflanzungsfähigkeit schädigen, wenn wir diesen über einen längeren Zeitraum ausgesetzt sind. Plastik schädigt also nicht nur die Umwelt, sondern auch uns!

Alltagstaugliche „Plastikfrei“ Tipps für Bad, Küche & Co

„Reuse, Reduce & Refuse“, oder „Zero-Waste“ sind die Slogans der nachhaltigen Bewegung. Mit diesen Tipps für dein Bad, für's Einkaufen, für Haushalt, Essen & Trinken und deine Kleidung kannst du diese in deinem Alltag umsetzen:

Plastikfrei Tipps für's Einkaufen 

Einkaufssackerl als Begleiter, Einkaufen am Bauernmarkt und Behälter 2 Go ...  


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Die Einkaufstasche ist immer dabei! Du kennt es sicher – du bist ist am Heimweg und plötzlich fällt dir ein, du hast keine Zahnpasta und kein Waschmittel mehr. Oder du kommst beim Bäcker vorbei und hast spontan Lust Topfengolatschen für die Kaffeejause mitzunehmen. Na super, und schon wieder kein Sackerl dabei!? Schon plagt dich das schlechte Gewissen, weil du schon wieder eines kaufen musst, obwohl du schon ca. 20 Stoffsackerl zuhause hast. Nachdem mir das ein paar mal passiert ist, habe ich immer ein Einkauffsackerl in der Handtasche / im Rucksack mit dabei, egal wo ich gerade unterwegs bin. Beim geplanten Einkauf von Lebensmitteln begleiten mich außerdem meine wiederverwendbaren Gemüse-Sackerl – so brauche ich kein Sackerl verschwenden und die Kassiererin kann es auch nicht angreifen – ich liebe sie!


Am Markt bzw. beim Bauern kaufst du nur das Obst, keine Verpackung! Ich weiß, selbst wenn man seine Gemüse-Sackerl im Supermarkt mit hat, ist es manchmal schwierig Bio-Obst ohne Verpackung zu finden. Der Grund dafür ist, dass Bio-Obst nicht mit konventionellen Obst und Gemüse in Berührung kommen darf. Auf Bio-Märkten oder beim Biobauern erhältst du Bio-Gemüse & -Obst auf jeden Fall verpackungsfrei. Unten findest du ein paar Links zu Adressen in/um Wien.

Behälter für Wurst, Kaffee oder das Mittagessen 2 Go selbst mitbringen! Ich arbeite im 1. Bezirk und zu Mittag holen wir uns in verschiedenen umliegenden Restaurants unser Mittagessen und treffen uns in der Gemeinschaftsküche wieder. Wenn 80 Leute das täglich machen, könnt ihr euch vorstellen wie viel Müll hier anfüllen würde – hätten wir nicht unsere Mehrweg-Behälter 😊! Viele Restaurants in der Nähe belohnen das Mitbringen eigener Behälter sogar mit einem Rabatt oder gratis Salat. Funktioniert übrigens auch mit dem mitgebrachten Coffee 2 Go Becher beim Bäcker oder mit Tupperware bei der Wursttheke im Supermarkt! Und wenn du jetzt Bedenken hast, dass dich dabei irgendwer blöd ansieht – glaub mir, sie schauen nicht, weil sie dich peinlich finden, sondern weil sie dich bewundern und sich wahrscheinlich fragen, warum sie nicht selbst auf die Idee gekommen sind ;-). Und spätestens beim 3. Mal fallen dir die Blicke gar nicht mehr auf!  


Plastikfrei Tipps für's Bad 

Naturkosmetik, Mehrweg-Artikel, Verpackungen & Co ... 

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Entscheide dich für zertifizierte Bio- / Naturkosmetik & Prüfe die Inhaltsstoffe! Mit der QR Code Check App lässt sich ganz einfach in weniger als 1 Minute rausfinden, ob deine Creme, dein Shampoo oder auch dein Badreiniger gesundheits- oder umweltschädliche Inhaltsstoffe enthält. Denn nur weil "Bio" oder "natürlich" draufsteht, heißt das nicht, dass das Produkt zu 100 % sauber ist – ich habe schon einige vermeintlich Naturkosmetik gescannt, die Palmöl, o.ä. enthalten haben. 

 

Verwende Mehrweg- statt Einweg-Hygieneartikel! Wattepads, Wattestäbchen, Kosmetiktücher, etc. können den Mistkübel im Bad schnell mal auffüllen. Oft enthalten auch diese Plastik und selbst wenn diese aus Naturmaterialien sind, erzeugen sie auf Dauer einen Müll-Berg. Gerade hier kann man durch Mehrweg-Alternativen viel Ressourcen einsparen. Meine Favoriten sind: 

  • Wiederverwendbare Wattepads aus Baumwolle - ich hab meine gekauft, man kann sie aber auch ganz einfach selbst nähen 
  • Waschschlappen statt Kosmetiktücher verwenden
  • Mehrwegrasierer aus Bambus mit Nachfüllklingen 
  • Und ja – wie ich vor kurzem herausgefunden habe - es gibt sogar wiederverwendbare Wattestäbchen 


Ich verwende bspw. einige Mehrweg-Produkte von ecoyou, die es auch in den meisten Reform- / Bioläden zu kaufen gibt.

  

Kaufe verpackungsfrei ein und achte auf das Material! Einige Kosmetikprodukte kommen komplett ohne Verpackung aus: Seife statt Duschgel, festes Shampoo, Badebomben, gepresste Conditionar Bars oder feste Bodylotion. Dort wo du keine plastikfreien Alternativen findest, gibt es meistens umweltschonenderen Varianten wie z.B. Labello in Papier-Verpackung, Zahnpasta in wieder befüll baren Gläsern oder Zahnbürsten aus Bambus.

 

Viel Auswahl für umweltfreundliche Kosmetik haben Verpackungsfrei-Läden oder auch Reformläden. Wem diese Anbieter zu teuer sind, findet auch bei dm und BIPA ein leistbares und immer breiter werdendes Angebot. Auch Lush ist eine nette Alternative, auch wenn hier nicht alle Produkte zu 100 % bio sind. Adressen findest du weiter unten.

 

Mach deine Kosmetik selbst! Wenn du Zeit und Muße hast kannst du dein Deo, deine Bodylotion oder dein Lippenbalsam auch selbst herstellen. Dazu findest du schon viele Youtube Videos und auch Präsenz-Kurse in Wien. 

Plastikfrei Tipps für Trinken & Essen 

Wasserflaschen, Strohhalme und die Jausenverpackung ... 

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Wasserflasche auffüllen & immer dabei haben! Ebenfalls meine stetige Begleiterin: meine wieder befüllbare Wasserflasche aus Glas mit Schutzhülle. Wem Glas zu schwer / zu unsicher ist – kann auf Alternativen wie Edelmetall zurückgreifen. Netter Nebeneffekt: Wer Leitungswasser trinkt, spart Geld! Aber auch im Urlaub in Ländern, wo man das Leitungswasser nicht trinken kann und wo es kein richtiges Abfallsystem gibt, ist es ein wesentlicher Beitrag zum Umweltschutz die nächste Abfüllstation ausfindig zu machen, anstelle Plastikflaschen zu kaufen!

 

Strohhalme – nein danke! Ich persönlich kann ohne Strohhalme leben, aber manch anderer liebt sie einfach viel zu sehr (z.B. im Mojito), um darauf ganz zu verzichten. Für all jene gibt es langlebige und waschbare Strohhalme aus Bambus, Glas oder Metall. Beim Mayer am Nussberg bekommt man sogar einen richtigen Strohalm zum Wasser serviert. Und falls du mal in einem Restaurant landest, wo immer noch Plastikstrohhalme verwendet werden, musst du nicht tatenlos zusehen, sondern kannst ein Zeichen setzen, indem du drei einfache Wörter bei deiner Bestellung ergänzt „bitte ohne Strohhalm“. Ich handhabe das so seit einigen Jahren und habe damit etliche Plastikstrohalme eingespart. 

 

Bienenwachstücher sind vor allem für Eltern von Schulkindern oder für Picknick-Liebhaber ein Hit. Statt Alufolie oder Backpapier kann das Sandwich oder Jausen-Brot auch in ein Bienenwachstuch eingepackt werden. Dieses ist wiederverwendbar, ganz einfach abwaschbar und aus nachhaltigem Material. Wer möchte kann es auch ganz einfach selbst herstellen.  Meine Bekannte Edith zeigt hier wie es geht. 

Plastikfrei Tipps für den Haushalt

Bio-Waschmittel, Abfüllstationen, Ökofetz'n & Co ...

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Verwende Bio-Reinigungsmittel & prüfe die Inhaltsstoffe: was für die Kosmetik gilt, gilt ebenso für Reinigungsmittel. Die Code Check App hilft auch hier herauszufinden, ob ein als „Bio- & natürlich“ bezeichnetes Produkt tatsächlich zu 100 % unbedenklichen Inhaltsstoffe besteht.

Nütze Abfüllstationen: Wer noch einen Schritt weitergehen möchte, spart auch bei der Verpackung. Abfüllstationen ermöglichen es, den eigenen Behälter mitzubringen und sich diese mit Wasch- oder Putzmittel wieder auffüllen zu lassen. Solche Stationen gibt es zB im Sonnengrün (1030 Wien), in der Warenhandlung (1030 Wien) und in ausgewählten dm Filialen.

Versuch's mit Hausmitteln: Anstatt für jeden Zweck ein eigenes Reinungungsmittel zu kaufen, kannst du auch altbewährte Hausmittel und Allroundtalente wie Soda, Natron, Essig, Kernseife oder Zitronensäure für viele Zwecke einsetzen. 

 

Greif zu ökologischen Putztüchern oder Alttextilien! Gerade Schwämme und Waschfetzen sind oft aus synthetischen Materialien und landen nach nur wenigen Anwendungen im Müll. Achte hier aufs Material und greif zu Produkten aus natürlichen Alternativen wie Bio-Zellulose oder Bio-Baumwolle. Wer auf die Küchenrolle nicht verzichten kann, kann mal diese Bambus-Variante ausprobieren – ist zwar teurer, man kommt aber bis zu 1 Jahr mit einer Rolle aus. Am nachhaltigsten ist es aber wohl, es so zu machen wie unsere Omas und das gute alte T-shirt, zum Putztuch umzufunktionieren.

 

Kaufe nachhaltige Küchenutensilien! Ein Schneidebrett und der Salzstreuer aus Holz, Tupperware oder Kindergeschirr aus Bambus, der Weinkühler aus Stein und der Topfuntersatz aus Kork. Für fast jeden Gebrauchsgegenstand findet man mittlerweile Alternativen zu Plastik, oft sind diese sogar hochwertiger und langlebiger.

Plastikfrei Tipps für deine Kleidung 

Naturfasern, Waschbeutel und Mikroplastikfänger ... 

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Kleidung aus natürlichem Material! Bio-Seide, -Baumwolle, -Leinen, -Wolle, -Hanf oder andere Bio-Planzenfasern sind eine Alternative zu synthetischen Stoffen. Hier genügt ein Blick aufs Etikett. Folgende Stoffe sind synthetischer Herkunft bzw. enthalten Mikroplastik: Polyamid, Polyester, Polyacryl, Elasthan, Spandex, Lycra, Nylon, Viskose.

Waschbeutel als Mikroplastikfänger! Bereits vorhandene Kleidung aus synthetischen Stoffen, kannst du im Waschbeutel waschen – dieser filtert Mikroplastikteilchen und verhindert, dass diese ins Abwasser gelangen. Gibt’s auch bei manufactum im 1. Bezirk.


Die umweltfreundlichste Kleidung ist aber die, die du nicht (neu) kaufst! Stichwort: Weniger kaufen bzw. nur kaufen, was wirklich notwendig ist, Kleidung länger tragen, Second Hand Mode wählen. 

Tipps für den Spaziergang & die Joggingrunde

Müll Sammeln! 


Zu guter Letzt, ein etwas anderer Tipp. Auch wenn du selbst keinen Müll in der Natur hinterlässt, musst du nicht tatenlos zusehen, wenn du im Wald oder auf einer Wiese, eine Plastikflasche, eine Glasscherbe, eine Dose oder sonstiges findest. Mit Müllsammeln bist du sogar voll im Trend! Schon vom Plogging gehört? Mit der Dreckspotz-App von Global 2000 kannst du außerdem mithelfen, wichtige Mülldaten zu sammeln.

Adressen & Links in Wien

Diese Liste enthält ausgewählte Adressen in Wien, wo du verpackungsfrei, nachhaltig oder regional shoppen kannst -  von Lebensmittel über Haushaltswaren bis hin zu Kosmetik sowie Links zu interessanten Seiten mit weiterführenden Infos.


Verpackungsfrei-Läden:
Lunzer's Massgreißlerei in 1020 Wien
Sonnengrün in 1030 Wien
Warenhandlung in 1030 Wien
Lieber Ohne in 1060 Wien
Holis Market in 1070 Wien
Der Greißler- unverpackt.ehrlich in 1080 Wien
Lush in 1010 Wien (nicht 100 % Bio)

Abfüllstationen Reinigungsmittel:
dm Filialen mit Abfüllstation
Warenhandlung in 1030 Wien
Sonnengrün in 1030 Wien
Füllbar in 1070 Wien

Reform-Läden (Bio-/Natur-Kosmetik & Lebensmittel):
Prokopp
Reformstark Martin
Staudigl

Biomärkte & -bauern:
Adamah Bio-Kistl
Biokistl Anbieter Österreich
Bioschatzkistl
markta 
Rita Bringts
denns Biomarkt

Lebensmittel- & Landwirtschaftsgemeinschaften:
Laaer Berg BauerInnen
Lobauerinnen
FoodCoops

drogeriemärkte mit Naturkosmetik:
BIPA Naturkosmetik
dm Naturkosmetik
Müller

Links & Tipps für Hausmittel:
Soda, Natron & Co (Reinigung)
Kernseife (Reinigung, Kosmetik, Blattläuse)
DIY Waschmittel

Wien, Juni 2020